Ungewollte Schwan­ger­schaft

Ungewollt schwanger? Das passiert viel mehr Menschen, als du denkst. Du bist also nicht alleine damit. Welche Möglichkeiten es gibt und was du tun kannst, haben wir dir zusammengetragen.

Ungewollte Schwan­ger­schaft

  1. Du bist nicht allein!
  2. Emotionale Achterbahnfahrt
  3. Beratung hilft
  4. Deine Optionen
  5. Dein Körper, deine Entscheidung 
  6. Wie kannst du als Partner*in in dieser Situation tun?

1. Du bist nicht allein

Eine ungewollte Schwangerschaft kann viele Gefühle hervorrufen. Auch, wenn du glaubst, aus der Situation nicht mehr heraus zu kommen, bist du nicht allein! Sehr vielen Menschen ging und wird es einmal so gehen. Ungewollt schwanger wird ein Mensch aus den verschiedensten Gründen. Der häufigste ist jedoch: es gibt keine Verhütung, die zu 100% sicher ist und vor einer ungewollten Schwangerschaft schützt. Verhütungsfehler können passieren und oft sind daran nicht die Anwender*innen schuld. 

Leider kursieren viele Gerüchte und Mythen rund um ungewollte Schwangerschaften, sodass es vielen Menschen, welche ungewollt schwanger werden, schwer fällt, darüber zu sprechen, weil sie Angst vor Schuldzuweisungen oder Ablehnung haben. Es gibt zum Glück tolle Hilfsangebote, die dich nicht nur über deine Möglichkeiten beraten, sondern dich auch dabei unterstützen, eine Entscheidung zu treffen.

2. Emotio­nale Achter­bahn­fahrt

Eine ungewollte Schwangerschaft ist für viele eine ungeplante Wendung im Lebensverlauf, die sie unvorbereitet trifft. Das daraus resultierende emotionale Erleben ist kompliziert und kann oft mit einer rasanten Achterbahnfahrt von Gefühlen verglichen werden.

Der erste Moment kann von Schock und Unglauben geprägt sein. Dieser Schock kann zu Verleugnung führen, ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns hilft, mit plötzlichen und oft überwältigenden Informationen umzugehen. Manche hoffen, dass der Schwangerschaftstest falsch war oder dass es nur eine vorübergehende Phase ist.

Doch nach dem ersten Schock (und einem zweiten positiven Schwangerschaftstest), musst du dich mit der Realität auseinandersetzen. Manche durchlaufen Phasen von Angst, Unsicherheiten, Schuldgefühlen oder Sorgen über die Zukunft. 

Jede dieser Reaktionen ist verständlich und erst einmal OK. Es gibt kein "richtig" oder "falsch", wenn es darum geht, wie man sich in einer solchen Situation fühlt. Doch so wie bei jeder anderen emotionalen Herausforderung im Leben, ist es auch hier von unschätzbarem Wert, Unterstützung zu suchen, sei es durch Freund*innen, Familie, Partner*in oder professionelle Beratungsstellen.

Das Gespräch mit jemandem, der versteht, kann helfen, die eigenen Gefühle zu sortieren und den besten Weg für die eigene Situation zu finden. Es erinnert auch daran, dass man nicht allein ist. Es gibt zahlreiche Ressourcen und Gemeinschaften, welche bereit sind zu helfen und zu unterstützen, egal welche Entscheidung getroffen wird.

Deshalb ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es in Ordnung ist, Unterstützung zu suchen. Niemand sollte durch die emotionale Achterbahn einer ungewollten Schwangerschaft alleine gehen müssen. Es gibt Hilfe und Hoffnung, und jeder Schritt auf diesem Weg ist ein Schritt in Richtung Klarheit.

3. Beratung hilft

Bei einer ungewollten Schwangerschaft ist es für die Pille danach schon zu spät. Diese wirkt nur direkt (bis zu 3 bzw. 5 Tagen) nach ungeschütztem Sex.

Es ist wichtig, dass du dir Unterstützung suchst, sobald du von der Schwangerschaft erfährst, weil der Zeitpunkt, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist, für manche Entscheidungen, wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch, entscheidend sein können.

Ob die Schwangerschaft fortgesetzt werden soll oder abgebrochen wird, kann nur ganz allein die schwangere Person selbst entscheiden - es ist verboten, jemanden dazu zu zwingen!

Wenn du das Gefühl hast, du könntest schwanger sein, hast du die Möglichkeit, einen Schwangerschaftstest zu machen. Die meisten Menschen gehen hierfür in den Drogeriemarkt oder die Apotheke. Einen Schwangerschaftstest kannst du circa 14 Tage nach dem ungeschützten Sex machen, du solltest aber darauf achten was auf der Verpackung des Tests steht, da es Unterschiede gibt. Und ein zu früh durchgeführter Test kann ein falsches Ergebnis liefern.

Selbst-Test für Zuhause werden mit Urin getestet, da dieser bei einer vorliegenden Schwangerschaft das Hormon HCG enthält. Du pinkelst, am besten am Morgen, einige Tropfen auf einen Teststreifen und wartest dann ab, was dieser anzeigt.

Eine Schwangerschaft kann auch durch Blutabnahme getestet werden bei zB Ärzt*innen und Gynäkolog*innen.

Wenn dein Test Zuhause positiv ist und du nicht weiß, was du tun sollst, kann es helfen, zu einer Schwangerschafts-Beratungsstelle zu gehen. Die Mitarbeiter*innen dort sind geschult auf solche sensiblen Situationen und beraten dich hinsichtlich deiner Möglichkeiten. Achte darauf, dass die Beratungsstelle ergebnisoffen und in deinem Sinne berät. Die beratende Person sollte dich in deiner Entscheidungsfindung unterstützen, aber dich niemals zu einer Entscheidung überreden oder drängen. Du kannst zu einer Beratung auch immer eine Begleitperson mitbringen.

4. Deine Optionen

Grundsätzlich stehen dir zwei resp. drei Optionen zur Verfügung. Du kannst die Schwangerschaft fortsetzen oder abbrechen. Wenn du sie fortsetzt, kannst du das Kind behalten und selbst aufziehen, oder du kannst es nach der Geburt zur Adoption freigeben.

  1. Fortsetzung der Schwangerschaft: Entscheidest du dich dazu, das Kind zu bekommen, gibt es in der Schweiz eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, wie Mutter-Kind-Einrichtungen, finanzielle Unterstützung, Erziehungsberatung und vieles mehr. Eine Schwangerschaftsberatungsstelle kann dir hierbei die besten Anlaufstellen in deiner Nähe nennen.
  2. Schwangerschaftsabbruch: In der Schweiz ist ein Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Bedingungen möglich. Der Abbruch muss in den ersten 12 Wochen nach der Befruchtung stattfinden. Unter 16 Jahren muss vorher ein Beratungsgespräch in einer anerkannten Beratungsstelle durchgeführt werden, ab dem 16 Altersjahr sind diese Gespräche freiwillig. Nach dem Gespräch, darf eine Person selber entscheiden ob nun ein Abbruch durchgeführt werden soll. Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, falls du gesetzlich versichert bist.

Adoption: Solltest du dich dafür entscheiden, das Kind zu gebären, aber nicht selbst aufzuziehen, gibt es die Möglichkeit einer Adoption. Es gibt spezialisierte Beratungsstellen, die dich über den Adoptionsprozess informieren und begleiten können.

5. Dein Körper, deine Entschei­dung

Nur du kannst letztendlich entscheiden, was das Beste für dich und dein Leben ist. Niemand darf Druck auf dich ausüben oder dich zu einer Entscheidung drängen.

Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ist ein sehr wichtiger Aspekt von Freiheit. Jeder Mensch sollte die Kontrolle und Entscheidungsfreiheit über ihren*seinen eigenen Körper haben. Das wird besonders deutlich in Situationen wie einer ungewollten Schwangerschaft. Während der Einfluss von Gesellschaft und Kultur oft bewusst oder unbewusst Druck ausüben kann, ist es sehr wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Entscheidung über den eigenen Körper immer bei der betroffenen Person liegt.

Das Recht auf Kontrolle über den eigenen Körper ist nämlich ein grundlegendes Menschenrecht. Es ist natürlich wertvoll, wenn ein offener Dialog mit der Person geführt wird, mit der das Kind gezeugt wurde, und wenn diese Person dich in dieser Situation unterstützt. Dennoch muss allen klar sein, dass die endgültige Entscheidung in Bezug auf den eigenen Körper und die Zukunft immer bei dir, als betroffene Person selbst liegt. Jede Entscheidung bringt ihre eigenen Konsequenzen mit sich, und in solch bedeutsamen Momenten ist es sehr wichtig, dass diese Entscheidung in einem selbstbestimmten und informierten Rahmen getroffen wird.

Für eine Schwangerschaft braucht es immer zwei Menschen, und beide stehen vor emotionalen Herausforderungen, wenn es sich um eine ungewollte Schwangerschaft handelt. Für die Person, die nicht schwanger ist, ist das eine besonders komplizierte Lage. Obwohl sie einen Beitrag zur Entstehung der Schwangerschaft geleistet haben und die Konsequenzen ein Leben lang tragen werden, liegt die Entscheidung darüber, ob die Schwangerschaft fortgesetzt oder abgebrochen wird, bei der schwangeren Person.

6. Was kannst du als Partner*in in dieser Situa­tion tun?

Die Situation kann zu einem Gefühl der Hilflosigkeit führen und als ungerecht empfunden werden, da man in einer solch wichtigen Entscheidung (für sein eigenes Leben) nur eine beratende Rolle spielt. Es ist jedoch wichtig, diese Position zu verstehen und zu akzeptieren. Du darfst deine Gefühle, Ängste und Wünsche mitteilen, aber du musst akzeptieren, dass du nicht die endgültige Entscheidung treffen kannst. Es ist äusserst wichtig, dass du in dieser Situation unterstützend und verständnisvoll bist. Das bedeutet, sich über die verschiedenen Optionen zu informieren, an Gesprächen und Entscheidungsprozessen teilzunehmen und, vor allem, die Entscheidung der schwangeren Person zu respektieren und zu unterstützen.

Es ist leider so, dass es für Menschen mit Spermien im Moment keine ausreichend breite Palette von Verhütungsoptionen gibt. Während das Kondom die am häufigsten verwendete Methode ist, gibt es andere Methoden, die noch in der Forschung oder Entwicklung sind. Es ist essentiell, dass mehr Forschung und Entwicklung in diesem Bereich stattfindet, um das Spektrum der Verhütungsmöglichkeiten zu erweitern.

Letztlich geht es bei der Verhütung und bei Entscheidungen rund um eine Schwangerschaft um Partnerschaft und Zusammenarbeit. Alle Beteiligten sollten informiert sein, kommunizieren und gemeinsam Lösungen finden, wobei immer die Autonomie und die Entscheidungsfreiheit der schwangeren Person im Vordergrund stehen sollte.

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Sexim­netz

@funk

Durch Verdrängung bemerkt Virgina erst im siebten Monat, dass sie schwanger ist. Wie sie ihre Schwangerschaft erlebt hat und wie sie mit der ungeplanten Mutterschaft zurechtkommt, seht ihr auf Youtube bei @TRUDOKU

♬ Originalton - funk
@tagesspiegel

Chefärztin Dr. Mandy Mangler erklärt die ersten Schritte bei einer ungewollten Schwangerschaft. #gyncast #podcast #doctor #tagesspiegel

♬ Originalton - Tagesspiegel
@trudoku

Patricias Schwangerschaftsabbruch funktionierte nicht! Patricias ganze Geschichte kannst du in der aktuellen TRU DOKU auf Youtube anschauen. Danke @PaRiedox, dass du deine Geschichte mit uns teilst 💛 #Abtreibung #Schwangerschaftsabbruch #Schwangerschaftskonflikt #schwangerschaft #ungewolltschwanger #doku #trudoku #funk #zdf

♬ Originalton - TRUDOKU

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